Gelenkschäden durch Kraftsport – Vorsicht bei Jugendlichen
Gelenkschäden durch Kraftsport und Verletzungen im Sport häufig eine Folge von Überlastung und Fehlbelastung. Insbesondere Kinder und Jugendliche sind gefährdet, sich zu verletzen, da ihr Knochen- und Gelenksystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Was oft nicht bekannt ist: Schon kleinste Verletzungen am Gelenkknorpel führen zu veränderten Gelenkbelastungen und können über Jahre in eine Arthrose münden.
Bis zu seinem 21. Lebensjahr befindet sich der Mensch in einer Wachstumsphase. Die knorpelig angelegten Wachstumsfugen der langen Röhrenknochen (z. B. Oberarm, Oberschenkel) sind aktiv und bewirken das Längenwachstum des jungen Mannes oder der jungen Frau. In der Regel treiben Kinder und Jugendliche noch sehr häufig Sport.
Dennoch: Vorsicht ist geboten. Besonders Extremsportarten oder solche, die schnelle Richtungswechsel sowie große Kraftanstrengungen notwendig machen, sind häufig ungeeignet. Doch warum ist das so?
Fehlbelastungen wirken auf die Gelenke
Als Faustregel im Jugendsport gilt, dass Jugendliche niemals mehr Gewicht stemmen sollten, als sie selbst wiegen. Gelenke und Muskeln sind an diese plötzliche Höherbelastung nicht angepasst, sodass Verletzungen sehr viel schneller auftreten können.
Ein Weg, diesen Stress für den Körper zu vermeiden, sind z. B. Klimmzüge oder Liegestütze. Diese Übungen lassen dem Körper mehr Zeit, um seine Leistungsfähigkeit dem Wachstum seiner Muskeln anzugleichen. Eine vergleichbare Gefahr für die Gelenke stellt übermäßiges Körpergewicht dar. Adipöse Kinder können dabei einer Studie zufolge bereits durch das alltägliche Gehen Gelenkschäden davontragen.
Darüber hinaus wirkt bei schwerer sportlicher Belastung ein zusätzlicher Druck auf die langen Röhrenknochen des Körpers ein. Dadurch werden die Wachstumsfugen gestaucht und die Ernährung der Knorpelzellen verändert sich zunehmend. Unter diesen Bedingungen verknöchern die Wachstumsfugen früher und das Längenwachstum kommt zum Stillstand.
Ein weiteres Problem gerade beim Gewichtheben ist der viel zu schwache Halteapparat aus Bändern und Sehnen am Knie. Sehr schnell können hier ruckartige Bewegungen und dumpfe Schläge, wie sie beispielsweise ebenso im Kampfsport auftreten, Verletzungen des Kniegelenks verursachen. Kreuzbandschäden sind dabei eine der häufigsten Verletzungen. Bis zu 3% aller Kreuzbandverletzungen gehen auf Wettkampfsportarten zurück. Knieverletzungen gehören zudem zu den am weitesten verbreiteten Gründen für eine spätere Behinderung im Alltag.
Daneben sind auch Gelenkschäden am Ellenbogen nicht selten. Diese sind ohne Operation jedoch meist nur schwer wieder in den Griff zu bekommen.4 Obgleich das Heilungsvermögen bei Jugendlichen größer ist als bei Erwachsenen, können die Spätfolgen solcher Sportverletzungen häufig nicht abgeschätzt werden.
Gelenkschaden und Arthrose: Folge des Sports?
Verletzungen von Gelenken während des Sports können unter Umständen eine sekundäre Arthrose verursachen. Am Inselspital Bern in der Schweiz lief hierzu eine Studie zwischen 2006 und 2007 unter der Leitung von Prof. Klaus Siebenrock. Die Untersuchungen wurden an den Junioren von Karate- und Hockeyvereinen durchgeführt.
Bis zu 40% der Jugendlichen klagten bereits über Schmerzen, insbesondere im Hüftgelenk und hatten bereits erste Veränderungen in den Gelenken.Ärzte stellten fest, dass bereits kleinste Veränderungen im Gelenkknorpel über Jahre zu Fehlstellungen führen könnten. In der Folge vergrößert sich der Knorpelabrieb, was schließlich in einer Arthrose enden kann. Schwere Entzündungen im Gelenk und starke Schmerzen führen letztlich zu einer Bewegungseinschränkung bis hin zum Funktionsverlust.
Die Alternative: gelenkschonend trainieren
In den letzten Jahren wurden viele Regeln insbesondere des Kampfsports überarbeitet. Durch Weiterbildung der Trainer sowie durch strengere Einhaltung des Regelwerkes können bereits heute Verletzungen verhindert werden.
Wer zudem ein paar einfache Grundsätze befolgt, wird sein Risiko, einen Gelenkschaden zu erleiden, weiter verringern können:
- Die Jugendlichen sollten die Muskulatur und ihre Gelenke nicht mit mehr als ihrem eigenen Körpergewicht belasten. Dadurch erhält der Körper die Möglichkeit, sich langsam dem Training anzupassen. Andererseits belasten schwere Gewichte die Knochen und Gelenke, was zu Verformungen und Abnutzungserscheinungen führt.
- Es sollte stets ein Muskel und sein jeweiliger Gegenspieler trainiert werden. Eine kräftige Brustpartie kann allein nicht auf Dauer ohne einen kräftigen Rücken bestehen. Nur dadurch lassen sich spätere Haltungsschäden vermeiden.
- Besonders geeignet für den Kraftaufbau bei Jugendlichen sind Beinheber, Liegestütze, Kniebeuge, Klimmzüge oder Klappmesser. Abwechslung im Trainingsprogramm entsteht durch leichte Variationen der Übungen. Es ist wichtig, die Muskulatur ausreichend zu dehnen, um Trainingsverletzungen vorzubeugen.
Quellen und Studien
- McMillan et al. 2010. Sagittal and frontal plane joint mechanics throughout the stance phase of walking in adolescents who are obese. Gait Posture. 32(2), 263-8; doi: 10.1016/j.gaitpost.2010.05.008
- Maffuli & Del Buono. 2013. Anterior cruciate ligament tears in children. Surgeon 11(2), 59-62; doi: 10.1016/j.surge.2012.02.003
- Kujala et al. 1995. Acute injuries in soccer, ice hockey, volleyball, basketball, judo, and karate: analysis of national registry data. BMJ 311:1465-8
- Macan et al. 2006. Effects of the new karate rules on the incidence and distribution of injuries. Br J Sports Med 2006;40:326–330; doi: 10.1136/bjsm.2005.022459