Wirkt Homöopathie gegen Arthrose?
In Ihrem Bekanntenkreis, unter Ärzten und Heilpraktikern werden Sie sicher verschiedene Menschen kennenlernen, die auf Globuli und die Kraft der Homöopathie schwören.
Sie sagen, sie haben gute Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln gemacht – auch bei Arthrose, Arthritis oder Rheuma – und würden die Mittel daher empfehlen.
Homöopathie ist die in Deutschland beliebteste Alternative zur Schulmedizin, rund 400 Mio. Euro wurden allein in Deutschland in 2010 umgesetzt.
Was ist genau „Homöopathie“?
Die homöopathische Lehre beruht auf Samuel Hahnemann Ende des 18. Jahrhunderts. Homöopathische Mittel werden aus einem Ausgangsstoff wie Pflanzen, Mineralstoffen, aber auch Giften wie Arsen oder Tuberkulose-Erreger hergestellt. Diese Ausgangsstoffe werden höchstverdünnt – sie werden „potenziert“.
Mit einer Art Ritual werden die Lösungen so verdünnt, dass nur noch wenige Moleküle des Ursprungsstoffes übrigbleiben. Zudem werden die Lösungen geschüttelt. Die Lösung wird dann mit Zucker zu Kügelchen, dem „Globuli“ verarbeitet.
Je höher die Ausgangssubstanz verdünnt wird, desto wirksamer soll die Lösung sein. Am wirksamsten seien die Substanzen mit einer Verdünnung, die einem Tropfen im gesamten Mittelmeer entsprechen (D23). D30 entspricht einem Tropfen im fünfzigfachen Erdvolumen.
Globuli Potenzen: Unterschied D-Potenz und C-Potenz
Die Verdünnung wird in der Homöopathie nach Buchstaben und in Potenzen angegeben. D-Potenzen werden mehrfach 1:10 verdünnt. C-Potenzen werden mehrfach 1:100 verdünnt.
Daneben gibt es mehrere Verdünnungen, die seltener Anwendung finden:
- M-Potenzen: 1 zu 1.000
- XM Potenzen: 1 zu 10.000
- Q-Potenzen oder auch LM genannt: 1 zu 50.000
Die Zahl hinter dem Buchstaben gibt an, wie oft die Substanz verdünnt wird, mathematisch also die „Potenz“.
D30 gibt also an, dass die Verdünnung eins durch (10 hoch 30) beträgt, also eine eins mit 30 Nullen am Ende (zur Erinnerung: eine Milliarde ist eine Zahl mit zehn Nullen). Als Verdünnungsmittel werden Ethanol (Alkohol), Rohrzucker oder Milchzucker verwendet.
Auf die Frage an den Prof. Dr. Edzard Ernst, selbst früher der Homöopathie aufgeschlossen gegenüber, „Wirken die Globuli?“ erläutert er:
Da ist nichts drin, was Heilung bewirken könnte! Ein Grundprinzip der Homöopathie ist es, den Wirkstoff extrem zu verdünnen. Der Lehre zufolge verstärkt er dadurch seine Kraft, deshalb nennt man das „Potenzieren“.
Wird der Wirkstoff 1 zu 10 mit Wasser verdünnt, handelt es sich um eine D-Potenz, bei 1 zu 100 um eine C1-Potenz. Die noch einmal 1 zu 100 verdünnt ergibt eine C2 – und so geht das weiter bis zu C30 oder sogar C300 und mehr. Ab C12 ist praktisch kein Wirkstoff mehr nachweisbar.
Genauer gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch nur ein einziges Molekül der Ausgangssubstanz in dem Medikament befindet, geht gegen null.
Im Ergebnis ist in den Globuli im Prinzip nichts anderes als der Zucker der Globuli. Homöopathie ist daher hochumstritten.
Wie ist die Studienlage zur Homöopathie?
Kritiker wie Prof. Dr. Edzard Ernst sagen „Da wo kein Molekül ist, kann auch keine Wirkung sein.“. Er hat selbst lange Zeit als Homöopath gearbeitet, ist aber mittlerweile einer ihrer schärfsten Kritiker.
Er sagt: Studien haben ergeben, dass es sich lediglich um einen Placebo Effekt handelt und Erfolge seien nur deshalb aufgetreten, weil der Körper sich selber geheilt habe.
Befürworter sagen: Wer heilt, hat Recht. Viele Menschen haben gute Erfahrungen damit gemacht, also sei Homöopathie wirksam.
Wirken homöopathische Mittel bei Arthrose? Welche Anforderungen werden an einen Wirkungsnachweis gestellt?
Der Wirkungsnachweis von homöopathischen Mitteln ist bei Arthrose nicht anders als bei anderen homöopathischen Mitteln zu Gesundheitsbeschwerden – eine Wirkung muss nicht nachgewiesen werden. Prof. Dr. Edzard Ernst dazu:
Es gibt inzwischen etwa 200 klinische Studien zur Homöopathie, die den Standards der evidenzbasierten Medizin so einigermaßen entsprechen: Patienten mit den gleichen Beschwerden wurden einer Behandlung zugelost und entweder mit Homöopathie oder mit einem Placebomedikament behandelt.
Die besten dieser Studien zeigen: Die Kügelchen wirken nicht besser als Placebos. Es existieren natürlich auch einige Studien mit positivem Ergebnis. Aber das ist statistisch gesehen nicht überraschend: Die Zufallswahrscheinlichkeit beträgt bei solchen Studien immer fünf Prozent.
Bei einem normalen Arzneimittel werden hohe Anforderungen an die Wirksamkeit und ein vertretbares Verhältnis von Wirkung und Nebenwirkungen gestellt. Daher dauern Zulassungsverfahren viele Jahre, von der Entwicklung bis zur Zulassung der letzten Studie.
Auch für die zugelassenen Aussagen zur Wirkung von Mikronährstoffen (Vitaminen, Aminosäuren oder Naturheilmittel) gibt es hohe Standards, die sowohl die EFSA als auch andere Behörden und Verordnungen von den Herstellern einfordern (zugelassene „Health claims“).
Eine Sonderstellung nehmen „traditionelle Arzneimittel“ ein. Diese Arzneimittel sind schon seit vielen Jahrzehnten auf dem Markt, mit allgemein anerkannter Wirksamkeit und meist auf pflanzlicher Basis. Ein Wirkungsnachweis nach aktuellen Standards verlangen die Behörden für traditionelle Arzneimittel nicht.
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Insbesondere auch homöopathische Arzneimittel müssen KEINEN Wirkungsnachweis erbringen
Wer sich die Argumente für und wieder der Homöopathie anschauen möchte, dem sei dieser Bericht auf 3sat empfohlen. „Homöopathie: Heilung oder Humbug?“ Sehr interessant – anschauenswert, egal ob Sie Befürworter oder Gegner der Homöopathie sind!